Der Froschkönig

Leseprobe

Könnte ich, sagte Paul und deutete auf ihren Tisch. Leo sah den Frosch neben ihrer Kaffeetasse. Nun sprach sie noch lauter. Unter der Brücke liegt viel Potential. Den Fluss muss man ausbauen. Da gibt’s Fischreiher, sagte sie mit einem Seitenblick zum Frosch und schob ihn mit der Untertasse vom Tisch. Er landete mit einem matten Klatschen auf dem grünen Stoffsessel nebenan. Jetzt war er perfekt getarnt. Leo wedelte ein paar Brotkrümel vom Tisch, dann sprach sie von den Amphibien. Paul wies auf die Zuckerdose auf Leos Tisch.

Der Froschkönig, Roman von Simona Ryser
Limmat Verlag 2015

Inhalt

Leo Meister, Dozentin für Stadtentwicklung und Städtebau, will sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Für eine Woche in diesen Vorort Frankfurts gereist, um ihren Stadtplanungsauftrag voranzutreiben, wird sie von dem Wasserpatscher verfolgt. Der Frosch hockt in der Schublade, neben dem Laptop, in der Handtasche und erinnert sie an das Biotop im Garten ihres Vaters.

Dieser ist in den 1950er-Jahren vom Automechaniker zum erfolgreichen Baustoffhändler aufgestiegen. Ein Wirtschaftswunder. Doch noch während die kleine Leo im Garten am Teich Königskind spielt, scheitert der Familienvater. Was ihm bleibt, ist der verzweifelte Versuch, im Garten Frösche anzusiedeln.

In der Frankfurter Agglomeration trifft Leo im Stadthaus auf den Statistiker Paul und verliebt sich, während sie von den Erinnerungen und Märchen und Fröschen aus der Kindheit heimgesucht wird.

Simona Rysers «Froschkönig» erzählt aus dem Alltag eines modernen Frauenlebens zwischen Arbeit und Liebe, Businessplänen und Märchen, Kindheitsmustern und Aufbruch.